Weinkollegs 2012

Weinkolleg 4. Februar

BÖNNIGHEIMER ZEITUNG vom 6.2. 2012

BÖNNIGHEIM, 06. FEBRUAR 2012

Ökologischer Weinbau im Fokus

Weinkolleg in Bönnigheimer Vinothek

Bio liegt im Trend. Auch beim Wein steigt die Nachfrage. Deshalb diskutierten die Freunde der Vinothek Bönnigheim beim monatlichen Weinkolleg über ökologischen Weinanbau und verkosteten einen Bio-Regent.

Wenn ein feuriger Südländer in der Vinothek zu Gast ist, kommen die Weinfreunde gerne auf ein Schlückchen vorbei - besonders bei diesen frostigen Außentemperaturen. Mehr als 30 Weinliebhaber sitzen da, begutachten ganz genau das kräftige Rot, schwenken das Glas und stecken die Nase tief hinein. Dann wird der unbekannte Rote verkostet: Es ist ein Bio-Regent der Strombergkellerei.
"Der Regent führt noch ein Schattendasein. Lemberger, Schwarziesling und Trollinger sind Weine, die noch nicht zu verdrängen sind", weiß Fritz Wächter, der die Weinrunde moderiert und das Nischenprodukt Regent vorstellt. Der kräftige Rote ist eine Neuzüchtung und wurde 1967 gekreuzt. Der Grund: "Man wollte einen resistenten Wein", erklärt Wächter. Trotzdem hat es 26 Jahre gedauert, bis er in die Sortenliste aufgenommen wurde. Bei neuen Weinsorten muss erst die anfängliche Skepsis abgebaut werden. "Bei uns gibt es ihn vom Anbau her noch nicht so lange", so der Experte.
Einer, der sich mit der Sorte seit ein paar Jahren beschäftigt, ist Rolf Häußer. Sein Regent steht beim Weinkolleg auf dem Tisch. Der Bio-Wein-Erzeuger weiß, dass es neue Rotweine nicht leicht haben. "Alle Neuzüchtungen tun sich schwer", betont Häußer. Dabei hat sein Regent sogar höchste internationale Bio-Preise gewonnen. Das schmeckt man. Die Expertenrunde ist sich auch schnell einig: Der Regent braucht sich nicht länger zu verstecken. Der mediterrane Charakter macht sich sehr gut, eben mal etwas anderes als Trollinger und Co. Besonders gut passt er zu kräftigen Speisen.
Und dann ist er auch noch Bio. Häußer ist der einzige Wein-Erzeuger in Bönnigheim, der ökologischen Weinbau betreibt. Moderator Wächter nennt ihn deshalb "das Urgestein des biologischen Weinbaus in der Gegend".
Und Fragen an den Bio-Experten hat die Runde der Weinliebhaber und Weinexperten einige: Wie geht das denn ohne chemischen Dünger? Was ist mit der Bodenbearbeitung? Wie muss man das Ganze begrünen, mit welchen Pflanzen? Und was ist mit der Schädlingsbekämpfung, hat man da nicht Probleme mit dem so genannten Traubenwickler? Bio macht Arbeit. "Ökologischer Anbau ist ein deutlicher Aufwand. Im konventionellen Weinanbau arbeitet man mit chemischen Mitteln, im Bio-Anbau ist es viel Handarbeit", weiß Häußer. Oft ist der Ertrag nicht so groß wie beim konventionellen Weinanbau, die Kontrollen und Vorgaben beim Anbau sind streng geregelt.
Trotzdem: Der Aufwand lohnt sich, das Produkt kann sich sehen und schmecken lassen. Und die Nachfrage steigt. Bio liegt im Trend. Auch wenn in Deutschland nur ein Prozent der gesamten Wein-Anbaufläche ökologisch ist. "Der Preis ist heruntergegangen und die Käufer kommen besser an den ökologischen Wein heran. Man muss nicht extra ins Bio-Lädle fahren", erklärt Häußer.
Bio hin oder her: Entscheidend ist der Geschmack, da ist sich die Runde einig. Und ob ein Wein schmeckt, entscheidet eben nicht nur die Art der Erzeugung.

 

Redaktion: MARTINA KÜTTERER

Weinkolleg am 3. März

BÖNNIGHEIMER ZEITUNG vom 6.3. 2012

BÖNNIGHEIM, 06. MÄRZ 2012

Die Vielfalt des Trollingers

Freunde der Vinothek Bönnigheim besprechen Wein in Theorie und Praxis

Bei den "Freunden der Vinothek" in Bönnigheim drehte sich bereits am vergangenen Wochenende alles um den Trollinger. Auch die kommenden Tage wird dem Roten noch viel Zeit gewidmet.

Schwerpunktthema in der Bönnigheimer Vinothek in diesem Monat ist der Trollinger. Die "Freunde der Vinothek" wollen mit den "Weinen der Woche" im März die ganze Bandbreite der Weine aus dieser Rebsorte vorstellen, vom Vierteleswein bis zum Spitzenprodukt. So drehte sich beim Weinkolleg am Samstag auch alles darum.
Fritz Wachter, Weinkenner und Moderator des Weinkollegs, machte zum Einstieg in die Diskussion deutlich, dass der Trollinger, den man einst aus Erträgen von 300 und mehr Kilogramm pro Ar kelterte, nicht sein Wein gewesen sei. Was ihm vermeintlich an Farbe fehlte, habe man durch Zugabe von Färbeweinen auszugleichen versucht, dabei sei oft nicht nur das für den Trollinger so typische Ziegelrot auf der Strecke geblieben, sondern auch der Geschmack. Allerdings habe der Trollinger, der heute gekeltert werde, nicht mehr viel mit den damaligen Weinen gemein. Zur Qualitätssteigerung habe nicht nur die Ertragsreduzierung auf unter 200 Kilogramm und weniger beigetragen, sondern auch die sich immer mehr durchsetzende Maischegärung. Heute gebe es ein breites Angebot typischer Trollingerweine, die sich wegen ihrer Frische und Fruchtigkeit großer Beliebtheit erfreuten. Dazu habe auch die "schwäbische Cuvée" beigetragen, der Trollinger-Lemberger, der am meisten verkaufte Konsumwein hierzulande.
Der Trollinger führt zu Recht die Bezeichnung "Nationalgetränk der Württemberger", denn von den 11 421 Hektar Rebflächen in Württemberg werden auf 2442 Hektar Trollingertrauben angebaut. Damit ist er noch vor dem Riesling mit einem Anteil von fast 28 Prozent die am meisten angebaute Rebsorte in Württemberg. Die Rebe, die ursprünglich aus Tirol stammt, wo sie heute als Vernatsch angebaut wird, ist seit dem 30-jährigen Krieg in Württemberg heimisch. Sie ist sehr anspruchsvoll und hat große, fast pyramidenförmige Trauben mit dicken Beeren, die wegen ihres geringen Farbanteils Grund für die hell- bis ziegelrote Färbung sind.
Im Praxistest stand beim Weinkolleg der 2009er Trollinger*** feinherb von der Weinkellerei Kölle. "Im Glas zeigt er das für den Trollinger typische, kräftige und leuchtende Ziegelrot und entfaltet in der Nase reiche Fruchtaromen. Am Gaumen schmeckt man herzhafte Frische und Fruchtigkeit", urteilte Fritz Wachter und erläuterte, dass die Trauben in ausgewählten alten Weinbergen gereift seien.
In die Diskussion, die sich dann vor allem den Ausbauarten "feinherb, trocken und halbtrocken" und den daraus folgenden Geschmacksdifferenzierungen zuwandte, passte gut ein Hinweis auf ein Projekt der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg zur "Geschmacksdifferenzierung Württemberger Trollinger", das der Kellermeister Dr. Blankenhorn kürzlich bei einem Sensorik-Seminar des Arbeitskreises Weinbau vorgestellt hatte. Hiernach werden drei Typen unterschieden: der "Basis-Trollinger", das "Trollinger-Profil" und der "Trollinger mit individuellen Charakterzügen", die sich vor allem durch die Fruchtintensität, die geschmackliche Fülle und die Gerbstoff-Struktur unterscheiden. Abgerundet wurde die Diskussion durch die Verkostung von zwei in das Weinkolleg von Teilnehmern eingestellte Weine, einen 2009er Trollinger**** trocken des Weingutes Baumgärtner aus Hohenhaslach und einen 2009er Trollinger der Serie Cuprum der Großbottwarer WG, die allseits gefielen. Info Am kommenden Wochenende stellen die "Freunde der Vinothek" im Rahmen der "Trollinger-Wochen" den 2009er Besigheimer Wurmberg Trollinger Terrassenlage trocken vom VDP-Weingut Dautel vor. Während der Öffnungszeiten der Vinothek, Freitag 14 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag 11 bis 17 Uhr, betreuen die Vinothekare auch das Museum Sophie La Roche und die Touristinformation der Stadt.

Weinkolleg am 6. April in der Weinkellerei Kölle

BÖNNIGHEIMER ZEITUNG vom  18.4. 2012

BÖNNIGHEIM, 18. APRIL 2012

Über Wein lässt sich trefflich philosophieren

Diskussionsstoff für das Weinkolleg der Vinothek: Braucht man Kreuzungen wie Dornfelder, Cabernet Mitos

oder Acolon? Macht es Sinn, württembergische Cuvées zu kreieren?

 

Eines ist für den Vorsitzenden der ehrenamtlichen Vinothekare in Bönnigheim, Hans-Joachim Jaeger, unstrittig:

Das monatliche Weinkolleg, das ernsthafte, aber sich nicht zu ernst nehmende Streitgespräch, hat sichinzwischen etabliert. Am Samstag trafen sich 15 Weinkenner in der Kellerei von Heinz Kölle, um dessen 2009er Edition

Paradies Cuvée Philipp Rotwein trocken zu beurteilen.
Bevor aber die tiefdunkle Cuvée aus Dornfelder, Pinot Meunier (Schwarzriesling) und Cabernet Mitoseingeschenkt wurde, stellte Fritz Wachter, "Spiritus Rector" des Weinkollegs, die Frage in den Raum, ob mandie oben genannten Kreuzungen in Württemberg überhaupt brauche - um diese auch gleich zu beantworten:

"Für unsere Verhältnisse waren diese Züchtungen nicht nötig." Seine Anmerkung, "was kann der Schwab miteiner Cuvée anfangen?", wurde aus der Runde relativiert: "Sehr viel, und dies seit Jahrzehnten mit dem Trollinger-Lemberger". Und Kellermeister Heinz Kölle ergänzte, dass es Verkaufsgebiete außerhalb Württembergs gebe, in denen man mit Cuvées "sehr gut punkten kann". Außerhalb der hiesigen Region seien die Weintrinker etwas offener, auch durch deren Erfahrung mit ausländischen Cuvées. "Man darf eines nicht verkennen, Württemberg hat eine sehr hohe Sortenvielfalt. Deshalb tun wir uns mit Cuvées hier schwer", merkte Werner Krapf an. "Wir fahren mit unseren alten Sorten eigentlich besser", konstatierte Wachter, aber durch die Kreuzungen Dornfelder, Cabernet Mitos oder Acolon sei man eben gezwungen, solche Weine zu kombinieren. "Wir haben schon etwas Besonderes zu erwarten", so empfing Fritz Wachter die 2009er Edition Paradies Cuvée Philipp. "Ein ganz wunderbarer Wein, schön rund, ohne Ecken und Kanten", beurteilte Hans-Joachim Jaeger - ohne Widerspruch aus der Runde. "Säure und Restsüße passen ganz hervorragend", so Fritz Wachter. "Eigentlich ein Zeichen dafür, dass wir Cuvées brauchen", brachte es Jaeger am Ende auf den Punkt. Herrlich, wie man über Weine philosophieren und sich schließlich in Harmonie einigen kann. Redaktion: JÜRGEN KUNZ

Weinkolleg am 5. Mai

Riesling ist das reinste Trinkvergnügen

  

Warum Betrunkene schwanken? - Ganz einfach ist die G'schicht'!

Der Wein erzeugt Gedanken, - da kriegt der Kopf  's Überg'wicht!

Im zweiten Teil traf der Weinspruch durchaus zu, den Weinkolleg-Moderator Fritz Wachter zum Abschluss des Weinkollegs Riesling am vergangenen Samstag zum Abschluss zitierte.

Wieder hatte sich eine erwartungsfrohe Runde in der Bönnigheimer Vinothek eingefunden, um bei den Freunden der Vinothek dem Thema Riesling in Theorie und Praxis auf den Grund zu gehen. Vor den praktischen Test stellt beim Bönnigheimer Weinkolleg Bacchus in Person des Moderators den theoretischen Exkurs, der diesmal besonders intensiv geführt wurde. In Deutschland sei der Riesling, der „König der Weißweine", mit einem Rebflächenanteil von etwa 20 % nach dem Müller-Thurgau die am weitesten verbreitete Rebsorte. Sie stamme nach der jetzt wohl überwiegenden Meinung von einer Wildrebe am Oberrhein ab, sie werde bereits vor 1500 urkundlich erwähnt. Der Name könne entweder auf „Rußling" (Hinweis auf dunkles Holz) oder auf „Rißling" (Hinweis auf die Säure) zurückgeführt werden.

Die spätreifende Rebsorte stelle hohe Ansprüche an Klima und Lage. Vor allem in gemäßigten und kühleren Regionen könne der Riesling seine Qualitäten voll entfalten. Wie kaum ein anderer Wein bringe er die Eigenarten des jeweiligen Anbaugebiets zum Ausdruck, sodass je nach Lage, Klima und Ausbau die unterschiedlichsten Weine mit einer Fülle von Frucht- und Kräuteraromen entstehen könnten, so der Moderator. Hochgeschätzt am Riesling sei die Kombination von Säure und Extrakt sowie Alkohol, die den Riesling in der Regel gut lagerfähig machten. Wie weiter zu erfahren war, gehören Säuren zu den zentralen Geschmackselementen im Wein. Im Zusammenspiel mit Restsüße und Alkoholgehalt bilden sie das Rückgrat des Weines. Sie prägen seine Struktur und sind mitbestimmend für seine Haltbarkeit. Die im Wein enthaltenen Säuren werden in Gramm / Liter ausgewiesen. Sie haben großen Einfluss auf die Qualität des Weines. Als Faustregel gilt: je wärmer das Anbaugebiet, desto geringer, je kühler das Anbaugebiet, desto höher der Säuregehalt. Ein Teil der Säuren wird bei der Gärung abgebaut. Die Menge aller Säuren beträgt bei Weißwein etwa 4 - 9 g/l und bei Rotwein etwa 4 - 6 g/l. Man erfuhr auch von „dienlichen" (Weinsäure) und „weniger dienlichen" Säuren, z.B. Apfelsäure, die es bei der Bestimmung des Erntezeitpunkts und beim Weinausbau zu beherrschen gelte. Die diesbezüglichen Probleme des Weinjahrgangs 2003 waren allenthalben in guter Erinnerung. Es waren vor allem Erwin Rennstich und Werner Krapf, die mit ihrem Fachwissen einen Überblick über die Säureproblematik und die Methoden zum Säureabbau gaben.

Nach diesem sehr intensiven Meinungsaustausch war es höchste Zeit, in den praktischen Test überzugehen. Der amtierende Vinothekar Klaus Hörl hatte hierzu den Wein der Woche eingeschenkt, den  2010er  Riesling** Gipskeuper trocken vom VDP-Weingut Dautel. „In der Nase Aromen von Grapefruit, Pfirsich und Ananas, unterlegt mit leicht würzig-mineralischer Note. Im Geschmack sehr saftig  mit viel Frucht und Mineralität, unterstützt von einer runden und stimmigen Säure, ein schöner, frischer Riesling" war das Urteil des Moderators, dem man sich gerne anschloss, wobei beim schön ausbalancierten Verhältnis von Zucker, Säure und Mineralik (Alkohol 12,8 % vol., Restzucker 6,9 g/l, Säure 7,3 g/l), die harmonisch abgepufferte Säure besonders gefiel. Fazit: Riesling ist das reinste Trinkvergnügen!

Weinkolleg 9. Juni

BÖNNIGHEIM, 11. JUNI 2012

Ein Roter ganz weiß

Blanc de Noir beim Weinkolleg

Frische, fruchtige und erfrischende Weine stehen im Fokus bei den "Sommerwein-Wochen" in der Vinothek am Schloss in Bönnigheim. Am Wochenende stellten die Freunde der Vinothek den 2011er Blanc de Noir Trollinger der Strombergkellerei vor, der auch beim Weinkolleg mit Fritz Wachter am Samstag probiert wurde. Der Blanc de Noir wird rot geerntet und weiß gekeltert.
Die Freunde der Vinothek beschreiben den Blanc de Noir so: "Hell und frisch wie ein Weißwein, feinfruchtig und elegant im Geschmack, verkörpert dieser Sommerwein die typisch fruchtige Note des Trollingers, verbunden mit feinen Fruchtaromen (Erdbeeren und Himbeeren) und einer lebendigen Fruchtsäure."
Der "ganz frische, ganz andere" Wein wird als Begleiter zu sommerlichen Salaten, Nudelgerichten und Grillfleisch empfohlen.

Weinkolleg am 7. Juli im VDP-Weingut Dautel

Eine große Runde von Weinfreunden hatte sich am Samstag erwartungsvoll im Prädikatsweingut Dautel zum „Weinkolleg vor Ort" mit Fritz Wachter und Ernst Dautel versammelt. Und sie wurde nicht enttäuscht.

Hans-Joachim Jaeger, der Vorsitzende der Bönnigheimer Weinfreunde, konnte in seiner Begrüßung sogar Gäste aus Norwegen und Bremerhaven willkommen heißen. Sein Dank galt dem Ehepaar Dautel für die Ausrichtung des Weinkollegs. „Mit den Weinkollegs vor Ort, bei denen die Erzeugerbetriebe der Vinothek, Dautel, Kölle und Strombergkellerei, jeweils 1 mal im Jahr Gastgeber der monatlichen Veranstaltungen der Freunde der Vinothek sind, sollen die Beziehungen und Bindungen der Vinothek zu den Erzeugern gepflegt und intensiviert werden.  Zugleich nutzen wir diese Veranstaltungen gerne als Dialogforum", so der Vorsitzende. Ernst Dautel nahm diesen Ansatz gerne auf und bekräftigte neben seinen anerkennenden Worten für die Arbeit der Vinothek und der ehrenamtlich tätigen Vinothekare, wie wichtig es sei, immer wieder über unseren regionalen Wein und unsere Weinkultur zu informieren und offensiv dafür einzutreten.

Fritz Wachter ging dann zunächst näher auf das Thema Weißburgunder ein. Die Vielfalt der weißen Burgunder stehe mit den Weinen der Woche im Juli im Fokus der Arbeit der Vinothek. So sei es nicht verwunderlich, dass  das Weinkolleg zu diesem Thema im Weingut Dautel stattfinde. Schließlich sei Ernst Dautel nicht nur für Bönnigheim, sondern für unsere ganze Region, der „Weißburgunder-Pionier", der vor gut 15 Jahren mit dem Anbau dieser Rebsorte begonnen habe. Zwischenzeitlich sind etwa 10% Rebfläche des Weinguts mit Weißburgunderreben bestockt.  Der Weißburgunder als Mitglied der großen Burgunderfamilie sei eine Spezialität, die in Baden-Württemberg nur auf 87 ha angebaut werde.  Das Blatt ähnele stark dem Ruländerblatt, dagegen sei die mittelgroße Traube im Ansatz dichtbeerig mit länglichen, grüngelben Beeren. Mit seiner hellgelben Farbe mit grünlichen Reflexen, seinem frischen und feinfruchtigen Bukett (Birne, Aprikose), seiner Fruchtigkeit und weich eingebundenen Säure sei der Weißburgunder ein idealer Essensbegleiter.  Ernst Dautel ergänzte, dass die weiße Burgunderrebe hohe Ansprüche an die Lage stelle und in Bönnigheim auf den Gipskeuper- und Schilfsandsteinböden beste Voraussetzungen für kernige, charaktervolle Weine finde. Der Weißburgunder sei in den letzten Jahren immer die erste Weinsorte im Weingut gewesen, die „ausgetrunken sei".  Am Beispiel des Bönnigheimer Sonnenberg Weißburgunder** Schilfsandstein trocken  des Jahrgangs 2011,  „einem anregenden, leicht mineralischem Wein mit  abwechslungsreichem Spiel von Frucht und Säure" wurde das Thema dann  engagiert diskutiert, das sich schließlich auch noch den Entwicklungen und Trends im internationalen Weinausbau zuwandte. Zur Frage, was den Önologen vom „winemaker" internationaler Prägung unterscheide gab Ernst Dautel die treffende Antwort, im Mittelpunkt der Arbeit im Weinberg und im Keller müsse immer der Wein als Kulturgut und Naturprodukt stehen, und nicht das Bestreben, durch mannigfache technische und chemische Verfahren letztlich ein Kunstprodukt zu schaffen. Zum Abschluss der Veranstaltung gab es dann noch eine Probe des 2011er Weißburgunder*** Gipskeuper trocken, „ein kraftvoller, fruchtig-würziger Wein mit einer leicht mineralischen Note, ein schöner Wein", so Fritz Wachter, dessen Urteil sich alle gerne anschlossen.

Weinkolleg am 1. September

Sauvignon blanc begeisterte die Weinfreunde

 

Beim ersten Weinkolleg nach den Sommerferien stellten die Bönnigheimer „Freunde der Vinothek" mit dem Sauvignon blanc nicht nur eine im „Lemberger- und Rieslingland" eher exotische Rebsorte in den Fokus, sondern auch ein ganz außergewöhnlich gutes Produkt aus dieser Rebsorte. Selten gab es ein so einhelliges Urteil in der Runde der Weinfreunde, wie beim Sauvignon blanc trocken aus der Epos-Serie der Strombergkellerei.

 

Fritz Wachter als Moderator der Weinkollegs ging den Spuren der Rebsorte nach. Sie sei im Südwesten Frankreichs beheimatet, im Bordeaux und vor allem im Loiretal, wo so bekannte Lagen wie Sancerre und Pouilly-Fumé von der Qualität der Weine zeugten. Sauvignon blanc sei weltweit die zweitwichtigste weiße Rebsore nach dem Chardonnay,  in Deutschland sei die Anbaufläche aber bislang nur gering: 2011 habe sie Platz 12 der hier angebauten weißen Rebsorten belegt, die Rebsorte gewinne aber zunehmend, vor allem in der Pfalz, an Bedeutung; dort sei sie immerhin „Rebsorte des Jahres" 2010 gewesen. Im Anbaugebiet Württemberg wachse Sauvignon blanc auf rund 45 ha .In Bönnigheim werde er seit 2008 angebaut. Heinz Kölle sei es gewesen, der eine Auslese  trocken erstmals auf die Flasche gezogen habe. Für den Strombergkeller werde die Rebe auf etwas mehr als einem Hektar angebaut (das entspreche etwa 8000 bis 9000 kg Ertrag) ergänzte Albrecht Hauber,  auf verschiedenen, höher gelegenen Standorten im Gewann „Sonnenberg". Historisch gesehen sei der Anbau hierzulande eigentlich ein Comeback. Die vor 150 Jahren im schwäbischen Remstal bereits verbreitete alte Landrebsorte Muscatsylvaner sei als Sauvignon blanc sozusagen in ihre alte Heimat zurückgekehrt. Der Sauvignon Blanc bevorzuge leichte und trockene Böden.  Die Rebe sei sehr anspruchsvoll und verlange viel Pflege im Anbau und im Keller. Um die Aromenfülle und -dichte zu gewährleisten, müsse der Ertrag auf etwa 40 % reduziert werden. Nur ausgesuchtes, ganz gesundes Lesegut werde verwendet und im Keller mit größter Sorgfalt behandelt.

Damit war es genug der Theorie. Der 2011er Sauvignon blanc aus der Epos-Serie war inzwischen vom amtierenden Vinothekar Walter Martin eingeschenkt worden. „Eine wahre Explosion von Aromen erfreut die Nase, die sich am Gaumen fortsetzt, deutliche Noten von Holunder, Stachel- und Johannisbeeren und die typischen grünen Aromen des Sauvignon blanc, ein Wein zum Genießen", fasste der Vorsitzende der Weinfreunde Hans-Joachim Jaeger das allgemeine Urteil zusammen.

Erwin Rennstich stellte die Runde der Weinfreunde zum Abschluss noch mit einer verdeckten Probe eines selbst hergestellten Holunderblütensektes auf die Probe. Rose Wachter und Hans-Joachim Jaeger lösten als erste das Aromenrätsel.

Weinkolleg am 6. Oktober

Der Kerner und das Gift

  

Namensgeber des Weins, über den beim Oktober-Weinkolleg „edelsüße Weine" in der Vinothek am Schloss lebhaft diskutiert wurde, war der schwäbische Dichter Justinus Kerner (1786 - 1862) aus Weinsberg, Dichter der schwäbischen Nationalhymne „preisend mit viel schönen Reden....",  der sich aber auch als Arzt große Verdienste erworben hat. War er doch der erste, der dem tödlichen Nervengift Botulinumtoxin, besser bekannt als Botox in der Schönheitschirurgie, auf die Spur kam.

 

Fritz Wachter, Moderator des Weinkollegs, konnte neben der eingeführten Runde der Weinfreunde diesmal auch 2 Gäste aus Esslingen begrüßen, die zum Weinkolleg angereist waren. Der Kerner sei heute eine Rebsorte, deren Anbau (in Württemberg auf rund 300 ha) leider immer stärker zurückgehe. Der Kerner sei 1929 von dem Rebzüchter August Herold in Lauffen aus Riesling und Trollinger gekreuzt worden. Seine herausragenden Merkmale seien anspruchslose Böden, geringer Arbeitsaufwand bei gutem Ertrag mit hohen Mostgewichten, sowie Resistenz gegen Frost. „Voraussetzungen, die in den Sechziger- und Siebzigerjahren, in denen hohe Erträge und hohe Mostgewichte die Entwicklung im Weinbau bestimmten, dafür sorgten, dass der Anbau des Kerners immer mehr forciert wurde." Das habe aber dazu geführt, dass der Kerner mehr und mehr zur süßen Massenware gekeltert wurde, die seinen Ruf bis heute beeinträchtigte. Dass es auch anders geht, zeigte die Verkostung des Weins der Woche, eines  „Weisser von Stromberg Kerner fruchtig" des Jahrgangs 2010 vom Strombergkeller. Aromenreich, würzig, feinfruchtig mit einer schönen Balance aus Zucker (Restzucker 27,8 g/L) und Säure (7 g/l), ein rassiger Wein mit gutem Abgang, war das Urteil des Moderators, der aber kein Hehl aus seiner Vorliebe für trockene Weine machte und dabei auf das Projekt „Justinus K" der Weinbauschule Weinsberg hinwies, mit dem ein neuer Anfang für den Kerner gemacht worden sei. Vielleicht findet der Kerner als Justinus K wieder zu der Wertschätzung, wie sie Botox heute in der Schönheitschirurgie genießt, meinte Hans-Joachim Jaeger, der Vorsitzende der „Freunde der Vinothek" abschließend.

Weinkolleg am 3. November

Spätburgunder auf dem Prüfstand

 

Herbst und Winter stehen in der Vinothek am Schloss traditionell im Zeichen von Spätburgunder und Lemberger. So war auch das Thema für das Weinkolleg im November vorgegeben, das am Beispiel eines 2009er Rother von Stromberg Spätburgunder trocken des Strombergkellers von den Weinfreunden eifrig diskutiert wurde, geht es doch immer wieder um die Frage, wer ist der „König der Rotweine", der Spätburgunder oder der Lemberger.

 

Zunächst jedoch gab Vorstandsmitglied Albrecht Hamm der WG Stromberg-Zabergäu einen Überblick über die Ergebnisse der Weinlese, den man zusammenfassend auf den Nenner bringen kann: gesundes Lesegut von hervorragender Qualität bei allen Sorten (der Durchschnitt des Mostgewichts aller Sorten liege bei 83 º Oechsle).

Fritz Wachter führte dann wie immer sehr sachkundig in das Thema ein. „ Der Blaue Spätburgunder  wird hier  auf 884 ha angebaut und steht unter den Rotweinen nach Trollinger, Schwarzriesling und Lemberger an 4. Stelle; zum Vergleich: in Baden wird Spätburgunder auf 5743 ha angebaut, er nimmt mit weitem Abstand Platz eins in der Anbaustatistik ein. Als wohl bekanntestes Mitglied der Burgunderfamilie steht der „Pinot Noir" für anspruchsvolle, elegante Weine". Diese sehr alte und bei uns seit Jahrhunderten heimische Rebe stelle hohe Ansprüche an Klima und Boden, der nicht zu trocken und vor allem tiefgründig sein sollte.

Eine lebhafte Diskussion entwickelte sich zum Thema Mariafelder, einem Klon des Spätburgunders, dessen Trauben nicht so dichtbeerig sind wie beim Spätburgunder und der damit weniger anfällig gegen Fäulnis ist. Auch durch seine längere Reifezeit (der Mariafelder wird in der Regel 2 bis 3 Wochen später als der Spätburgunder gelesen) hat er Vorzüge mit einer Tendenz zu höherer Qualität.

Beim Verkosten des Rother von Stromberg Spätburgunder überzeugten sein leuchtendes Purpurrot und sein dichtes Bukett von vielfältigen Fruchtaromen. Man pflichtete gerne dem Urteil von Fritz Wachter bei: „ein fruchtiger, aromatischer Wein mit weichen Tanninen, elegantem Körper und gehaltvollem Finale" (Alkohol 13,4 %vol., Restzucker 4,7 g/l, Säure 4,5 g/l). Trotzdem überraschte es im „Lembergerland" nicht, dass  nach Ansicht der Weinfreunde der Lemberger die Nummer 1 ist.

Weinkolleg 1. Dezember

Lemberger im Test

 

In den stimmungsvollen Fasskeller hatte Albrecht Hauber, Oenologie - Vorstand der Weingärtner Stromberg-Zabergäu,  die Weinfreunde aus Bönnigheim zum letzten Weinkolleg in diesem Jahr eingeladen. Zahlreich war der Besuch in der mit rund 200 ha Lemberger-Anbaufläche größten Lemberger - WG  in Württemberg - und damit weltweit! Thema des Abends war der Lemberger, dem sich die Weinfreunde  am Beispiel des 2009er Rother von Stromberg Lemberger trocken des Strombergkellers in Theorie und Praxis widmeten.

Bei seiner Begrüßung, die er mit dem Dank an Albrecht Hauber und Uwe Hirschmüller, sowie einem Glückwunsch für das hervorragende Abschneiden bei der diesjährigen Landesweinprämierung verband,  zitierte  Moderator Fritz Wachter das Fachmagazin „Weinwelt", das den ausgeschenkten Wein in den TOP 200 lobend erwähnt und als „attraktiv aromatisch" beschrieben hat und ihm die Auszeichnung „der meiste Wein fürs Geld" verliehen hat. Was könne es für einen Schwaben schöneres geben, als solche Weine zu verkosten. Fritz Wachter  stellte die Beurteilung des Kellermeisters zur Diskussion:  „Das tiefe, leuchtende Purpur im Glas lässt unverkennbar auf die Sorte Lemberger schließen. Im Duft überzeugen die typischen Aromen von Waldbeeren und Brombeeren. Der Wein schmeckt kräftig und hat feinherbe, weiche Tannine. Am Gaumen ist er voller Intensität, nachhaltig und mit prächtiger Länge. Er strahlt Wärme und Harmonie aus und beeindruckt durch ein feuriges und dichtes Finale" Einhellig folgte die Runde diesem Votum und pflichtete dem Weinkolleg-Moderator bei, einen hervorragenden Vertreter des „Königs der Rotweine" im Glas zu haben. Dabei habe - wie Albrecht Hauber ergänzte - der  Lemberger nicht immer diesen Stellenwert bei den Wengertern gehabt. Wegen seiner Ertragsschwäche (der Lemberger neigte früher zum „Verrieseln", also zum Abstoßen von Blüten und kleinen Beeren vom Stiel) lag er in der Wertschätzung deutlich hinter dem Trollinger. Heute stehe der Lemberger  in Württemberg aber unbestritten als die Nummer 1 da.  Getoppt wurde die Verkostung schließlich noch mit einem Rother Lemberger 2007 aus der Schatzkammer; ein Beweis dafür, wie geschmacksentscheidend es ist, hochwertigen Rotweinen eine angemessene Lagerzeit zu gönnen.

Mit dem abschließenden Dank an die Besucher, die Vertreter des Strombergkellers und an den Moderator verband der Vorsitzende der Bönnigheimer Weinfreunde Hans-Joachim Jaeger einen Ausblick auf das nächste Jahr. Das Weinkolleg startet wieder am 9. Februar mit dem vielversprechenden Thema „Brand, Geist, Wasser", das Walter Prochnau gestalten wird.

Weitere Informationen

Vinothek am Schloss
Schloßstraße 35

74357 Bönnigheim

Tel. 07143/830759

 

Öffnungszeiten

Fr. 14 - 17 Uhr 

Sa. & So. 11 - 17 Uhr

und  nach Absprache