Weinkolleg 2011
BÖNNIGHEIM, 04. APRIL 2011
Weißherbst für den Sommer
Weinkolleg in der Vinothek - Zum Schluss eine Versuchung aus Quitten
Im Rahmen des allmonatlichen Weinkollegs wurde am vergangenen Samstag in der Vinothek Bönnigheim ein Rosé-Wein beziehungsweise Weißherbst als Wein des Monats vorgestellt und verkostet.
Rund um den Weißherbst drehte sich das Weingespräch der Expertenrunde in der Vinothek. Von links: Rose Wachter, Fritz Wachter, Gerhard Hepperle, Hans-Joachim Jaeger, Heinz Kölle senior und Eberhard Schmutz.
Sind Weißherbst und Rosé nicht nur zwei Namen für ein und denselben Wein oder steckt da mehr dahinter? Fritz Wachter, kenntnisreicher Moderator und Dozent des jeden Monat in der Vinothek Bönnigheim stattfindenden Weinkollegs, schuf Klarheit.
Für ihn ist der mit dem deutschen Weingesetz Anfang der 1970er Jahre geprägte Begriff Weißherbst etwas unglücklich, konnte er sich doch gegen die althergebrachte Bezeichnung Rosé nie so richtig durchsetzen, wiewohl es bedeutsame Unterschiede gibt. Während das deutsche Weinrecht für einen Weißherbst zwingend vorschreibt, dass er nur aus einer einzigen roten Rebsorte, deren Trauben aus einer bestimmten Reblage stammen müssen, gekeltert werden darf, kann ein Rosé-Wein auch aus mehreren Rebsorten bestehen.
Hinzu kommt, dass das Wort Weißherbst manche Konsumenten auf eine falsche Fährte locken und sie glauben machen könnte, ein Weißherbst sei aus weißen Trauben erzeugt. Indes, um die Verwirrung komplett zu machen, kann das für im Ausland hergestellte Rosé-Weine durchaus zutreffen: Sie können auch weiße Trauben enthalten.
Eindeutige Verhältnisse herrschen hingegen beim 2009er Hausener Jupiterberg Spätburgunder Weißherbst aus dem Keller des Bönnigheimer Weingutes Heinz Kölle. Er ist im April der Wein des Monats im Angebot der Bönnigheimer Vinothek und stand am Samstag im Mittelpunkt des Interesses einer kleinen Runde von Weinkennern, die sich bei sommerlichen Temperaturen auf dem Platz vor der Vinothek zum Weinkolleg mit Fritz Wachter einfand.
Das Produkt aus dem Hause Kölle ist ein echter Weißherbst. Mit einem Restzuckergehalt von 19,8 Gramm pro Liter, einer Säure von 6,2 Gramm pro Liter und einem Alkoholgehalt von 12 Prozent präsentiert er sich als "idealer Sommer- und Terrassenwein", so Hans-Joachim Jaeger, Chef der "Freunde der Vinothek".
Fritz Wachter war der Restzucker indes "fast etwas zu hoch", andererseits, so der Experte, "macht es aber auch keinen Spaß, Weißherbst trocken zu trinken". Der am Samstag verkosteten Probe bescheinigte die Runde der sommerseligen Viertelesschlotzer eine "feine Süße", die durch die Säure "gut eingebunden" werde. Neben dem optischen Eindruck des schönen Lachsrosa erfreue sich die Nase an Aromen von Himbeeren mit einem leichten Hauch von Limette.
In der Kölle-internen Sternebewertung hat der Weißherbst vier von fünf möglichen Sternen erhalten, was bedeutet, dass, um die Qualität zu verbessern, eine Ertragsreduzierung im Weinberg von 50 Prozent vorgenommen wurde. Ein Aufwand, den die Weinrunde für einen Weißherbst als "ungewöhnlich" hoch empfand und der sich in einem etwas erhöhten Preis von 7,20 Euro für die Dreiviertelliter-Flasche niederschlägt.
Zum Schluss überraschte Heinz Kölle senior die Expertenrunde mit einem ganz besonderen Geruchs- und Geschmackserlebnis, einer Versuchung aus Quitten. Die Ernte seiner 80 Quittenbäume hat er zu einem Quittensekt verarbeitet.
Bei der Bönnigheimer Frühjahrsmesse am Sonntag, 17. April, soll das exquisite Getränk zum Preis von 14,50 Euro pro Flasche vorgestellt werden.
Redaktion: ROLAND WILLEKE
BÖNNIGHEIM, 19. JULI 2011
Ein wundersamer Wandel des "Königs der Weißweine"
Eine genussvolle Kombination: Ein Sommernachmittag und drei Riesling-Weine. Zum zweiten Mal war das Weinkolleg der Vinothek vor Ort. Diesmal in der Bönnigheimer Weinkellerei Kölle.
Das Mühlrad des Alltags anhalten, sich Zeit nehmen, feine Weine schlürfen, schmecken, den Duft einatmen, die prächtige goldgelbe Farbe im Glas wahrnehmen. Dies alles bot das Weinkolleg der Vinothek mit Fritz Wachter am Samstagnachmittag. Zum zweiten Mal war das Weinkolleg der Vinothek vor Ort. In der Weinkellerei Kölle ging es diesmal um nichts weniger als den "König der Weißweine" - den Riesling. Eine anspruchsvolle Rebsorte, die spät reift und in den kühlen Standorten unserer Region besser gedeiht und die ihre Weinqualität auch durch ihre feine Säure erhält, wie Fritz Wachter konstatierte. Und dies macht den Riesling auch zur meist angebauten Weißweinsorte in Württemberg und zu einem international würdigen Vertreter des Landes, zumal es in südlichen, wärmeren Anbaugebieten Probleme mit der prägnanten Säure gibt, da diese durch zu viel Wärme noch am Rebstock abgebaut wird.
"Wir trinken den Riesling so, wie er gewachsen ist", betonte Wachter, da diese Trauben vermutlich schon im achten Jahrhundert angebaut wurden und als "alteingesessene Sorte" ohne Kreuzungen sich entwickeln durften. Dass der Riesling Württemberg am Weltmarkt gut vertritt (Wachter: "Rote Sorten haben die selbst genug."), nahmen die Weinfreunde der Vinothek am Samstagnachmittag zufrieden zur Kenntnis, im Mittelpunkt stand jedoch der Genuss dieses Weines und die Diskussion des Geschmackserlebnisses.
"Mit nur einem Riesling mache ich es nicht", sagte Gastgeber Heinz Kölle und hatte sich, damit der Genuss vollkommen wurde, etwas besonderes ausgedacht: eine Blindverkostung seiner drei Drei-Stern-Rieslinge "trocken", "feinherb" und "fruchtig". Alle drei gut gekühlt, wie es sich für Weißweine an einem heißen Sommernachmittag geziemt, bevor man einen fast wundersamen Wandel des "Königs der Weißweine" miterleben durfte.
Das strenge Urteil von Ulrich Bechtel zum 2010er in der trockenen Variante war zunächst: "Er ist noch jung und etwas strabbelig", und Kölle bekannte, dass "er noch deutlich ruhiger" werde und beim Abfüllen "schon noch etwas frech" gewesen sei. Der "feinherb" ausgebaute 2010er Riesling war für Fritz Wachter "ausgereift" und Hans-Joachim Jaeger merkte an, dass "die Bandbreite bei den Feinherben immer erstaunlich ist". Obwohl Bechtel mit einem Augenzwinkern meinte, er habe nicht erwartet, "dass Heinz Kölle uns einen fruchtigen Riesling vorstellt", präsentierte sich dieser 2009er zunächst am prächtigsten: goldgelb im Glas, mit einem ausgeprägten Bouquet und einem kräftig-fruchtigem Geschmack. Doch mit zunehmender Erwärmung verlor für Fritz Wachter der "Fruchtige" das, was einen Riesling auszeichne, und die beiden trockeneren Varianten entwickelten sich Schluck um Schluck, Nuance um Nuance zu ausgeprägten Rieslings-Vertretern.
Ein Erlebnis, das man so nur beim Weinkolleg erleben darf. Redaktion: JÜRGEN KUNZ
BÖNNIGHEIM, 05. SEPTEMBER 2011
Ein Chardonnay ist der ideale Essensbegleiter
Das Bönnigheimer Weinkolleg bot viele Informationen beim monatlichen Treffen in der Vinothek
Das Bönnigheimer Weinkolleg hat sich am Wochenende in der Vinothek dem Chardonnay gewidmet. Der Wein wurde verkostet, zudem gab allerhand Hintergrundinformationen.
Verkosteten beim Weinkolleg diesmal Chardonnay (von links): Hans-Joachim Jaeger, Vorsitzender der Freunde der Vinothek, Fritz Wachter und Albrecht Hauber, Kellermeister der Strombergkellerei. Foto: Brigit Riecker
Der ideale Essensbegleiter ist nicht etwa ein liebevoller Mann. Nein, es ist ein vollmundiger, nicht zu säurehaltiger Weißwein, Chardonnay genannt. Diese Erfahrung machte am Samstagnachmittag das Bönnigheimer Weinkolleg, das sich in der Vinothek dem trocken ausgebauten Wein der Strombergkellerei widmete.
Hans-Joachim Jaeger, Vorsitzender der Freunde der Vinothek, hatte die Weinfreunde ins Innere des ehemaligen Forstgefängnisses gebeten. "Trotz Spätsommer ist es draußen einfach zu heiß", sagte er. In gemütlicher Runde lud Fritz Wachter ein, den Wein der Woche, den 2009er "Weisser vom Stromberg" Chardonnay trocken zu verkosten. "Chardonnay, Merlot, Sauvignon Blanc und Cabernet Sauvignon sind eigenständige Weinsorten, die hier viele Jahre lang nicht angebaut werden durften", erklärte er in seiner Einführung. Doch jetzt seien sie alle da.
Oft würden diese Weine als Cuvée-Weine verwendet. "Sie passen zueinander wie Trollinger und Lemberger, haben allerdings ganz andere Ausgangspunkte", sagte er weiter. Der Chardonnay komme aus Burgund. "Dort ist es die Edelsorte, sie haben dort nämlich keinen Riesling." Die Anbaueigenschaften seien ähnlich, Reife und Ausbau ebenfalls. "In der zweiten Hälfte der 80er-Jahre hat der Chardonnay im Eilmarsch die Welt erobert", führte er aus. Auch bei uns habe er Fuß gefasst, jedoch erst später. Einem Zeitungsartikel habe er entnommen, dass der Bönnigheimer Weinerzeuger Ernst Dautel sich noch 1987 eine Abfuhr geholt habe, als er den Antrag auf einen Versuchsanbau von Chardonnay gestellt habe. Erst 1991 sei der Chardonnay hier zugelassen worden. Kellereien und private Weingüter seien dann auf den Zug aufgesprungen, und der Kunde habe dann entschieden: Trotz Riesling wollen wir auch den Chardonnay. Den geschäftsführende Vorstand und Kellermeister der Strombergkellerei, Albrecht Hauber, wundert das nicht: "Der Chardonnay ist eine Burgundersorte, ist mild und bekömmlich. Der Riesling dagegen ist rassig und hat Klasse." Deshalb passe der säurehaltigere Riesling auch nicht zu Spargel und feinen Salaten, meinte Fritz Wachter.
Dennoch sei der Chardonnay ein Nischenprodukt. Woran das liegt? Die Mitglieder des Weinkollegs vermuten dahinter den starken Holzgeschmack, den südliche Chardonnays in der Regel aufweisen. "Hier in Württemberg finden wir die Chardonnays in unterschiedlichem Ausbau: schlank, fruchtig oder als Barriquewein", erläuterte Hauber. "Die Kunden wissen oft nicht, was sie erwartet." Einig waren sich die Weinliebhaber, dass der fehlende Barriqueton im Chardonnay der Strombergkellerei von Vorteil sei. Dies entlockte Hauber ein Schmunzeln: "Eine geringe Menge Barrique ist in diesem Wein enthalten. Das gibt dem Wein seinen Charakter." Und wonach schmeckt der Chardonnay? Nach gelben Früchten wie Zitrusfrüchten, Melone oder auch Stachelbeeren, fanden die Beteiligten. Der Chardonnay sei frisch und ausgewogen, herzhaft im Abgang und in einem guten Verhältnis zwischen Säure und Restzucker, kurz ein "wunderbarer Wein", so Wachter.
Info In der Bönnigheimer Vinothek präsentieren sich die örtlichen Erzeuger mit ihren Spezialitäten. Freitags von 14 bis 17 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr können die Weine und Schnäpse verkostet und zum Listenpreis gekauft werden. Der Verein "Freunde der Vinothek" unterstützt dabei Vinothekar Joachim Mann und lädt jeweils am ersten Samstag im Monat zum fachlichen Meinungsaustausch in gemütlicher Runde, zum Weinkolleg. Unter der Moderation von Fritz Wachter werden ab 16 Uhr Weine verkostet und besprochen.
Redaktion: BIRGIT RIECKER
BÖNNIGHEIM, 04. OKTOBER 2011
Schwaben haben Probleme mit Cuvées
Weinkolleg am Samstag in Bönnigheim
Obwohl die Bönnigheimer Winzer am Samstagnachmittag mit der Hauptlese des Lemberger beschäftigt waren, erfreute sich das Weinkolleg guten Besuchs. Zwölf Liebhaber der edlen Tropfen hatten sich in der Vinothek eingefunden.
Fritz Wachter mit dem "Wein der Woche". Foto: Helmut Pangerl
Statt im Weinberg zu schuften, lauschten die Besucher des Weinkollegs Moderator Fritz Wachters Ausführungen zur Drei-Sterne Cuvée-Kreation weiß trocken und diskutierten die Unterschiede zum Charmeur, einer Cuvée, welche die Bönnigheimer Weinfreunde in diesem Jahr schon einmal, zur Spargelzeit nämlich, vorgestellt hatten.
"Gravierende Unterschiede" bescheinigte Wachter den beiden Weißweinen vom Weingut Dautel hinsichtlich Säure und Restzucker, Alkoholgehalt und Kaufpreis. "Vom Duft her ist sie klasse", waren sich die Weinkolleg-Teilnehmer ob des Geruchs der im Vergleich zum Charmeur doppelt so teuren, nach Muskat und Blumenwiese duftenden Kreation einig. Jedoch, gab einer der Teilnehmer zu bedenken, verspreche der Duft mehr, als der Wein halten könne: "Wenn er wärmer wird, wird er flach."
Blumigkeit und Muskatton der Kreation stammten, führte Wachter aus, von einem hochwertigen Kerner, welcher mit Riesling und Weißburgunder die Kreation komponiert. Der vieltragende, oechslereiche Kerner "war eigentlich weg vom Fenster", wies Wachter auf den Rückgang von Kerner-Anbau und Ertrag hin, doch das Remstal habe nun mit dem Justinus K. eine neue Offensive gestartet, um diesen "wunderbaren Wein" wieder zu Ehren kommen zu lassen. Dem Charmeur dagegen, der sich aus Müller-Thurgau, Scheurebe und Riesling zusammensetzt, gebe die Scheurebe seinen Charme. Diese wiederum würde in das Schema der Kreation nicht hineinpassen. Insgesamt, konstatierte Hans-Joachim Jaeger, Chef der Weinfreunde Bönnigheim, sei ein Vergleich der beiden Weine "furchtbar schwer", sei der Charmeur doch ein reiner Sommerwein, von welchem der 2009er Jahrgang bereits überlagert sei. "Die Unterschiede sind wie Tag und Nacht, nicht nur preislich", zog Jaeger Bilanz.
Gemeinsam haben die beiden Weißweine die Eigenschaft, aus verschiedenen Sorten zusammengesetzt zu sein, was aber "für den Schwob a Plog" sei, missbillige der Schwabe doch - vom Trollinger-Lemberger einmal abgesehen - verschnittene Weine. "Die Schwaben trinken Sortenweine und sind der Meinung: Cuvées brauchen wir nicht."
Der Lemberger dagegen erfreut sich bei den Schwaben großer Beliebtheit. "Zwar fällt der Ertrag nach frostigen Frühjahrstagen Anfang Mai in diesem Jahr um ein Drittel geringer aus, doch die Trauben bringen mehr als 91 Grad Oechsle", freute sich Wachter über die ersten Ergebnisse der Lemberger-Lese. Diese sei an diesem Samstag gerade noch rechtzeitig über die Bühne gegangen, denn ein Wetterumschwung hätte die gesamte Lese verderben können, gab Wachter zu bedenken und erfreute die ohnehin bestens gelaunte Runde mit dem Fazit des Weinliebhabers: "Gott hat in Gnaden den Durst erschaffen, der Teufel aus Bosheit Kater und Affen."
Redaktion: SABINE DETTLING