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(Maria) Sophie von La Roche geb. Gutermann

Geb. 6.12.1730 Kaufbeuren; gest. 18.2.1807 Offenbach.

 La Roche wurde als erstes Kind eines Arztes geboren, der in Kaufbeuren, Kempten und Lindau praktizierte, bevor er 1740 als Dekan des medizinischen Kollegiums nach Augsburg berufen wurde. Hier verbrachte die Autorin den größten Teil ihrer Kindheit und Jugend. In der pietistisch-strengen Erziehung war Gelehrsamkeit für Mädchen nicht vorgesehen; als eine erste

Verlobung mit dem katholischen Leibarzt des Fürstbischofs von Augsburg zu konfessionellen Auseinandersetzungen führte, erzwang der Vater eine Lösung der Verbindung und schickte die Tochter nach Biberach, wo sie bei der verwandten Familie Wieland Aufnahme fand.

Ihre Begegnung mit dem 17jährigen Sohn des Hauses, Christoph Martin Wieland, führte im Sommer 1750 zu beider Verlobung (Wieland schrieb später einmal: »Nichts ist wohl gewisser, als daß ich, wofern uns das Schicksal nicht im Jahre 1750 zusammengebracht hätte, kein Dichter geworden wäre.«), die aber wieder gelöst wurde. Sie heiratete 1753 einen katholischen Verwaltungsfachmann, der kurmainzischer Rat und Privatsekretär bei Friedrich Graf von Stadion war; das Paar lebte am kurfürstlichen Hof zu Mainz, nach Stadions Entlassung auf dessen Gütern in Bönnigheim und Warthausen (wo sich La Roche und Wieland wiederbegegneten).

Als Sophie von La Roche, "Schwiegertochter" des Grafen Friedrich von Stadion, im August 1770 nach Bönnigheim übersiedelte, war sie 39 Jahre alt.

 

Ein abwechslungsreiches und turbulentes Leben hatte sie bisher geführt. Geboren in Kaufbeuren - aufgewachsen in Augsburg, war Sophie La Roche zunächst mit dem italienischen Arzt Bianconi, dann mit ihrem Vetter Christoph Martin Wieland verlobt, bevor sie 1753 Georg Michael La Roche heiratete, den vermutlich natürlichen Sohn und Sekretär des Grafen Station, Kanzler des Erzbischofs und Kurfürsten von Mainz.

 

Auf dem Alterssitz von Friedrich von Stadion in Warthausen erlebte sie, nach anstrengendem Hofleben in Mainz, eine Zeit der heiteren Geselligkeit im kleinen Kreis. Anlaß für den Umzug nach Bönnigheim - in die zu dieser Zeit bereits Württembergische Stadt - waren Auseinandersetzungen mit Conrad von Stadion, dem Sohn von Friedrich. Dieser war ein Jahr zuvor gestorben. Die beiden Töchter Sophies, Maximiliane und Louise, wurden auf Drängen des Grafen in einem Straßburger Kloster erzogen. Den Sohn Fritz gab sie dem Dichter Wieland zur Erziehung nach Erfurt. Hier war Wieland als Professor tätig.

Sophie von La Roche konnte sich an das ruhige Leben in Bönnigheim kaum gewöhnen. Das gesellschaftliche Leben in Warthausen, dem früheren Wohnort, fehlte. Neue Freunde fand sie kaum. Einziger verständnisvoller Freund war Johann Jakob Brechter (1734-1772), Pfarrer im drei Stunden entfernten Schwaigern bei Heilbronn, Verfasser von Schriften mit erzieherischem Charakter. Dieser ermunterte Sophie La Roche ihren bereits zum Zeitvertreib in Warthausen 1766 begonnen Roman weiterzuschreiben und so dem Kummer Herr zu werden. Begleitet durch Wieland, mit dem sie einen regen Briefwechsel unterhielt, vollendete sie den Roman. Der erste von einer Frau verfasste Roman Deutschlands war entstanden: "Das Fräulein von Sternheim".

 

Der erste Teil wurde im Juni, der zweite Teil im September/Oktober 1771 veröffentlicht. Das Buch war zur damaligen Zeit so etwas wie ein Bestseller. Es wurde mehrfach nachgedruckt. Aber veröffentlicht wurde es nicht unter den Namen La Roche, sondern anonym unter dem Dichter und Herausgeber Wieland. Es wäre zur damaligen Zeit undenkbar gewesen, eine Frau als Autorin zu nennen. Trotzdem wurde Sophie von La Roche hierdurch über Nacht berühmt. Goethe rezensierte: "Die Herren irren sich, wenn sie glauben, sie beurtheilen ein Buch - es ist eine Menschenseele." Das Werk, entstanden in der Sturm- und Drangzeit, wurde übersetzt ins Holländische, Russische, Englische und Französische. Sophie von La Roche wurde als Heldin - als "die Sternheim" - verehrt. Man sah in ihr das "ganze Ideal von Frauenzimmer" (Caroline Flachsland).

 

Noch 1771 erhielt La Roche eine Anstellung als Staatsrat beim Erzbischof und Kurfürsten von Trier und begann eine Karriere, die ihn rasch zum Kanzler aufsteigen ließ. Sophie unterhielt in diesen Tagen einen berühmten literarischen Salon, zu deren zahlreichen Besuchern auch Goethe zählte. Dieser hatte ein Auge auf die Tochter Maximiliane geworfen, doch die wurde heiratete 1774 mit dem Großkaufmann Peter Anton Brentano verheiratet. Und Goethe schrieb "Die Leiden des jungen Werthers" ( Lottes schwarze Augen entsprechen denen der Maximiliane).

 

Ihr Ehegatte, Georg Michael von La Roche, hatte als Amtmann 2 Jahre lang die Pfandherrschaft von Bönnigheim verwaltet. 1771 veröffentlichte er anonym seine kritischen "Briefe über das Mönchswesen". Ein Anderer setzte sein Werk dann in noch schärferer Weise fort. Als La Roches Beziehung zum Buch herauskam, verlor er 1780 sein Amt und seine Würden .

Damit fand der elegante Kreis der La Roches in Ehrenbreitstein, u.a. mit Basedow, Heinse, den Brüdern Jacobi und Lavater, dessen Goethe in »Aus meinem Leben« gedenkt, ein plötzliches Ende; die La Roches wurden von einem befreundeten Domherrn in Speyer aufgenommen, 1786 zogen sie nach Offenbach.

Sophie La Roche wurde Berufsschriftstellerin. Es folgten viele Veröffentlichungen: Reisebeschreibungen, Erzählungen, auch eine Zeitschrift für Mädchen ("Pomona für Teutschlands Töchter"), die erzieherischen Zwecken dienen sollte. Der Erfolg des ersten Buches wurde jedoch nie mehr erreicht. Besonderen Ruhm konnte sie damit zwar nicht mehr machen, reichte es jedoch aus, um die Familie in den herrschenden familiären Notzeiten über Wasser zu halten.

 

Nach dem Tod ihres Gatten im Jahr 1788 kümmerte sich Sophie La Roche um ihre Enkel Clemens und Bettina Brentano, deren Mutter Maximiliane früh starb. Als Großmutter des berühmten romantischen Geschwisterpaars lebte sie bis 1807 in ihrer "Grillenhütte" in Offenbach. Mit ihrem - für die damalige Zeit sehr langem - Leben (Sophie von La Roche wurde 76 Jahre) hat sie Geschichte geschrieben. Nicht nur Ihr Roman und die zahlreichen anderen Veröffentlichungen machen sie für die Literaturgeschichte unsterblich.

Werke u.a.:

  • 1771 Geschichte des Fräuleins von Sternheim (2 Teile, anonym, herausgegeben von Wieland)
  • 1772 Der Eigensinn der Liebe und Freundschaft (Erzählung)
  • 1779-81 Rosaliens Briefe an ihre Freundin Mariane von St** (3 Bände, Goethe war beim Abfassen behilflich)
  • 1782/84 Moralische Erzählungen im Geschmack Marmontels (2 Bände)
  • 1783 Joseph II. nahe bei Speier * 1783 Die glückliche Reise (Erzählung)
  • 1784 Die zwei Schwestern (Erzählung)
  • 1785 Briefe an Lina. Mütterlicher Rath für junge Mädchen
  • 1785 Waldone (Erzählung)
  • 1786 Neuere Moralische Erzählungen
  • 1787 Tagebuch einer Reise durch die Schweitz
  • 1787 Journal einer Reise durch Frankreich
  • 1788 Tagebuch einer Reise durch Holland und England
  • 1788 Moralische Erzählungen. Nachlese
  • 1789 Geschichte von Miss Lony
  • 1791 Briefe über Mannheim
  • 1791 Rosalie und Cleberg auf dem Lande (Roman)
  • 1793 Erinnerungen aus meiner dritten Schweizerreise
  • 1795/96 Schönes Bild der Resignation (2 Bände)
  • 1795/97 Briefe an Lina als Mutter.
    Ein Buch für junge Frauenzimmer, die ihr Herz und ihren Verstand bilden wollen (2 Bände)
  • 1798 Erscheinungen am See Oneida (Roman, 3 Bände)
  • 1799 Mein Schreibetisch (2 Bände)
  • 1803/04 Liebe-Hütten (Roman, 2 Bände)
  • 1805 Herbsttage
  • 1806 Melusinens Sommer-Abende (Autobiografie, von Wieland herausgegeben)
  • 1807 Erinnerungen aus meinem Leben

 

 

Über Sophie La Roche schrieb Goethe im 13. Buch von Dichtung und Wahrheit: "Sie war eine wunderbarste Frau, und ich wüßte ihr keine andre zu vergleichen. Schlank und zart gebaut, eher groß als klein, hatte sie bis in ihre höcheren Jahre eine gewisse Eleganz zu erhalten gewußt, die zwischen dem Benehmen einer Edeldame und einer würdigen bürgerlichen Frau gar anmutig schwebte".

 

Der gesamte Roman ist im Projekt Gutenberg unter http://gutenberg.spiegel.de nachzulesen. Das Projekt Gutenberg versammelt Romane und Schriften, deren Urheberrechte abgelaufen sind und die deshalb frei verfügbar sind, inzwischen über 250 000 Seiten. Das Projekt ist nicht kommerziell. Der Spiegel stellt seine Website dafür zu Verfügung, seit der vorige Gastgeber seine Unterstützung entzogen hat. Zum Roman geht es hier:

Das Buch gibt es hier: